Power Purchase Agreements (PPA) sind Direktabnahmeverträge für die Versorgung mit Strom. Der Stromerzeuger schließt einen Vertrag mit einem Unternehmen oder einem Händler über die Lieferung bestimmter Strommengen.
Arten von PPAs
Grundsätzlich wird zwischen zwei verschiedenen Formen von PPAs unerschieden:
- Utility PPA
Hierbei handelt es sich um einen Stromliefervertrag zwischen dem Stromerzeuger und einem Stromversorgungsunternehmen
- Corporatae PPA
Hierbei handelt es sich um einen Stromliefervertrag zwischen einem Stromerzeuger und einem Endverbraucher-Unternehmen
Eine weitere Unterscheidung gibt es zwischen physischen PPAs (Onsite und Offsite) und virtuellen PPAs.
Physische PPAs
- Onsite PPA
Der Abnehmer und die Erzeugungsanlage sind hierbei mit einer Direktleitung verbunden. Die Anlage befindet sich auf oder in der Nähe des Grundstücks des Abnehmers.
- Offsite PPA
Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist und dem Unternehmen bilanziell zugeordnet. Die Anlage ist somit standortunabhängig und so können vorteilhafte standortsbezogene Bedingungen effektiv genutzt werden.
Virtuelle PPAs
Ein virtuelles PPA ist als Finanzprodukt, ohne physische Strombelieferung, zu sehen. Vertraglich wird ein Preis festgelegt, worauf Differenzzahlungen (Contract for difference) zwischen dem PPA-Preis und dem dementsprechenden Börsenstrompreis basieren. Die Stromlieferung des Energieversorgungsunternehmens ist dabei unabhängig vom produzierten Strom. Bei virtuellen PPAs können lediglich die Herkunftsnachweise übertragen werden.
Was ist zu berücksichtigen?
Bei der Überlegung, ob Sie mit Ihrem Unternehmen ein PPA eingehen sollten, ist der erste wichtige Schritt ein Abgleich des Lastgangs Ihres Unternehmens mit dem Erzeugungsprofil der Erzeugungsanlage, um einen Eindruck zu erhalten, welche Strommengen Sie durch das PPA wirklich nutzen könnten.
Weitere Schritte sind die Verhandlungen über den Preis, die Abdeckung der Risiken und die Laufzeit. Sie können ein PPA grundsätzlich für jede Strommenge abschließen, aber es gibt wirtschaftlich sinnvolle Größenordnungen – aktuell werden PPAs überwiegend ab 15 GWh geschlossen.
Der Abschluss einer Abnahmevereinbarung mit einem Stromerzeuger steht jedoch oft nur Großverbrauchern offen und stellt aufgrund fehlender Standards insbesondere für KMU und Stadtwerke eine große Herausforderung dar.
Mustervertrag für KMUs
Die Marktoffensive Erneuerbare Energien, bei der die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) Mitglied ist, hat nun einen ersten Mustervertrag erstellt, der kleineren Abnehmern den Zugang zum nationalen PPA-Markt erleichtern soll.
Die bereitgestellte Vorlage ermöglicht, auch ohne vertiefte Kenntnisse über PPA-Formen und Strommarkteffekte einen Liefervertrag abzuschließen.Um die Lieferung möglichst einfach in bereits bestehende Vertragskonstellationen einbinden zu können, wurde dem Vertrag eine Bandlieferung zugrunde gelegt. Damit erhält der Käufer zu jeder Zeit dieselbe Menge Strom geliefert. Schwankungen in der Erzeugung sind vom Verkäufer auszugleichen. Das anpassbare Vertragsmuster und ergänzende Hinweise zu wesentlichen Aspekten und Ausgestaltungsoptionen finden Sie im Kasten "Weitere Informationen" auf der rechten Seite und stehen kostenfrei zur Verfügung.
PPA-Markt in Deutschland wächst
Der Markt für Power Purchase Agreements (PPA) in Deutschland wächst rasant und die Nachfrage nach PPAs bleibt hoch. Auf der anderen Seite ist der Markt weiterhin sehr heterogen und vornehmlich ein Markt für große Unternehmen. Der PPA-Markt in Deutschland bleibt damit einer der größten und wichtigsten PPA-Märkte Europas. Im Jahr 2023 wurden sowohl hinsichtlich der Anzahl unterzeichneter PPAs als auch mit Blick auf zusätzliche Kapazität neue Rekordwerte erreicht. Die Anzahl der PPA-Abschlüsse hat sich beinahe verdoppelt und die Kapazität an erneuerbaren Energien mit langfristigen PPAs hat sich gegenüber 2022 mehr als vervierfacht.
Im Offshore-Wind-PPA-Sektor wird trotz wirtschaftlich herausforderndem Umfeld weiterhin starkes Wachstum erwartet. Aufgrund der gestiegenen Höchstwerte und der großen Volumina der EEG-Ausschreibungen für Onshore-Windanlagen bleibt die EEG-Förderung die attraktivste Option für Projektentwickler. Deshalb werden auch weiterhin kaum PPA-Abschlüsse für Projekte von neuen Onshore Windparks erwartet.
Die erzielten Einigungen zur Strommarktreform der EU sowie die Ablehnung eines Industriestrompreises in Deutschland verringern die regulatorische Unsicherheit im PPA-Markt. Gleichzeitig ist die Politik gewillt regulatorische Hemmnisse abzubauen, sodass von regulatorischer Seite von einer Beschleunigung des PPA-Marktes ausgegangen werden kann.
Eine Fortsetzung der Entwicklung der stetig steigenden Nachfrage nach erneuerbarem Strom und PPAs von Unternehmen wird erwartet, getrieben durch die sinkenden PPA-Preise, aber insbesondere auch unter Berücksichtigung der fortschreitenden Dekarbonisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung.
Die PPA-Marktanalyse für das Jahr 2023 von der Marktoffensive Erneuerbare Energien finden sie im rechten Infokasten.