Energiewende-Monitoring NRW
Versorgungssicherheit in NRW gefährdet
„Die Zeit rennt. Es sind nur noch knapp sechs Jahre bis zum Ausstieg aus der Kohleverstromung in NRW. Die Unternehmen brauchen dringend die Kraftwerksstrategie, die von der Bundesregierung für das Jahresende 2023 angekündigt wurde. Der benötigte Zubau von bis zu 8 wasserstofffähigen Gaskraftwerken ist sonst bis 2030 in NRW kaum mehr zu schaffen. Geeignete Standorte für die Kraftwerke müssen gefunden und gesichert, Infrastrukturen angelegt, die Finanzierung der Kraftwerke klar sein und Bauherren gefunden werden. Vorsorglich sollte die Landesregierung in ihrer neuen Energieversorgungs- und Wärmestrategie einen Plan B entwickeln, der uns den Rücken freihält und die benötigen Kapazitäten sichert.“
- Ralf Stoffels, Präsident IHK-NRW
Die sichere Versorgung mit Energie zu vertretbaren Kosten bleibt der Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit des Industrie- und Wirtschaftsstandorts NRW. Die nun vorliegende Fortschreibung des Monitorings von IHK NRW zeigt die Entwicklung beim Umbau der Energieversorgung im Jahre 2023 auf. Die kontinuierliche Betrachtung des Aus- und Zubaufortschritts der erneuerbaren Energien, der erforderlichen Infrastrukturen und der Reservekapazitäten soll frühzeitig auf Verzögerungen hinweisen und konkrete Gegenmaßnahmen anreizen.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien kam in 2023 zwar besser voran als in den Jahren zuvor – die Dynamik reicht allerdings noch nicht aus. Vor allem die erforderliche Absicherung über wasserstofffähige Gaskraftwerke ist bislang noch nicht vorangekommen. Damit fehlt den Unternehmen eine belastbare Planungsgrundlage am Standort.
Mit den nun vorliegenden Zahlen für das Jahr 2023 wird erkennbar, dass die Ausbau-Geschwindigkeit bei den Erneuerbaren Energien zugenommen hat – und in den kommenden Jahren bis zum Kohleausstieg 2030 noch deutlich steigen muss. Nach aktuellen Zahlen des IHK NRW Monitorings erreichte insbesondere der Photovoltaik-Ausbau in Nordrhein-Westfalen einen neuen Höchstwert. Mehr als 2,1 GW kamen im vergangenen Jahr bei der Stromerzeugung aus der Photovoltaik hinzu. Auch bei der Windkraft stieg die zusätzliche Leistung leicht an, erreichte in der Summe aber nur 0,4 GW. Bis 2030 fehlen weiter 8,7 GW der notwendigen Wind- und 27,6 GW der PV-Leistung.
Foto: IHK NRW
Beim Ausbau der Stromübertragungsnetze dürfen nun keine Verzögerungen mehr auftreten, ansonsten drohen Versorgungslücken und steigende Kosten. Bei vielen regionalen Verteilnetzen sind die Finanzierung und die Ausbauplanung noch vielfach unklar. Stärker muss die Anbindung von mittelständischen Unternehmen an Wasserstoffinfrastrukturen im ländlichen Raum in den Fokus rücken.
„Kurzfristig brauchen die Unternehmen international wettbewerbsfähige Energiepreise und die Sicherheit, dass der geplante Ausstieg aus der Kohleverstromung mit dem wenig geplanten Einstieg in die umfassende regenerative Energieversorgung synchronisiert wird – und auch kostengünstig erfolgt“, so Michael Beringhoff, Referent der IHK Arnsberg. „Nur wenn Stromproduktion und Stromabnahme zu jeder Zeit im Einklang stehen, ist die Versorgungssicherheit gegeben“.
Es ist gut, dass es beim Ausbau der Erneuerbaren vorangeht, aber wir brauchen noch mehr Tempo. Die Wirtschaft setzt darauf, dass die Änderungen des Landesentwicklungsplans schnellstmöglich umgesetzt werden, damit dieser tatsächlich zum erhofften Katalysator für den Ausbau der Windenergie wird. Wenn, wie angekündigt, Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich schneller werden, kann der Hochlauf bei PV- und Windenergie in NRW noch gelingen.
- Ralf Stoffels, Präsident IHK NRW.