Seit 2019 steht Hans-Peter Luimes dem Mentoren-Service der IHK Arnsberg als Sprecher vor. Im Gespräch mit der wirtschaft blickt er auf die Herausforderungen für den Experten-Kreis und sagt über sein Ehrenamt als Mentor: „Ich habe an keinen einzigen Fall eine negative Erinnerung“.
wirtschaft: Herr Luimes, Sie sind seit elf Jahren Mitglied des Mentoren-Service. Wie sind Sie zu Ihrem Ehrenamt gekommen?
Hans-Peter Luimes: Ich hatte von der Tätigkeit des Senior-Beratungs-Service – so hieß der Mentoren-Service damals noch – gehört und ich war von der Art und der Ausrichtung dieses Ehrenamtes überzeugt: Man kann seine langjährige Berufs- und Lebenserfahrung zielgerichtet einbringen und Existenzgründern und Unternehmen zu unterschiedlichsten Fragestellungen zur Seite stehen. Das hat mich fasziniert. Und ich habe mich gefreut, dass ich in den Kreis aufgenommen wurde. Und das, obwohl ich als ehemaliger Geschäftsführer des evangelischen Kirchenkreises Soest und Hochsauerland eigentlich ein „Exot“ bin.
Welche Fähigkeiten beziehungsweise Eigenschaften sind für die Mentoren-Arbeit wichtig?
Jeder Mentor bringt aus seinem eigenen Berufsleben spezielle fachliche Kompetenzen mit. In meinem Fall, zum Beispiel, sind das die Themen Finanzen, Organisation und Personalentwicklung. Darüber hinaus sind aber auch Empathie und Fingerspitzengefühl entscheidend. Mentoren müssen den Menschen, die sie begleiten, zuhören, sich auf sie und ihre individuelle Situation einlassen und alle Themen stets respektvoll mit ihnen besprechen. Und wir nehmen Gründern und Unternehmern niemals die Verantwortung für ihr eigenes Handeln ab – Entscheidungen während des Unterstützungsprozesses trifft nie der Mentor, sondern immer der Unternehmer.
Was zeichnet den Mentoren-Service ihrer Meinung nach aus?
Wir sind keine Unternehmensberater. In den Mentoren-Service bringen ehemalige Führungskräfte, Unternehmer und Manager ihr vielfältiges Expertenwissen und ihre Lebenserfahrung ein. Davon profitieren die Unternehmen, die uns zur Unterstützung hinzuziehen. Und wenn ein Mentor im Gespräch mit einem Unternehmer merkt, dass noch weitere fachliche Kompetenzen als die eigenen gefragt sind, dann können wir einen passenden Mentor aus unserem Kreis hinzubitten. Das funktioniert auch nicht zuletzt deshalb so gut, weil wir Mentoren uns regelmäßig treffen und austauschen. Dieses Paket ist unbezahlbar.
Wie läuft die Unterstützung eines Unternehmens, das Sie angefordert hat, ab?
Das erste Treffen ist allein für das Kennenlernen da. Denn am Ende dieses ersten Gesprächs müssen beide Parteien entscheiden, ob sie miteinander arbeiten wollen. Nur wenn die Chemie stimmt, kann eine vertrauensvolle Begleitung stattfinden. Schließlich geht es mitunter um heikle Situationen, insbesondere bei Unternehmen, die in finanzielle Schieflage geraten sind. Das wirkt sich in den meisten Fällen auch auf deren Privatleben aus, sodass sehr komplexe Situationen entstehen können.
Wie hat die Corona-Krise die Mentoren-Arbeit beeinflusst?
Wir haben auch während der Pandemie die Unternehmen begleitet – per Telefon oder Videochat und auch unter Beachtung von Abstands- und Hygienemaßnahmen vor Ort. Das hat immer sehr gut funktioniert.
Welche Herausforderungen sehen Sie künftig auf den Mentoren-Service zukommen?
Ich kann mir vorstellen, dass die Corona-Krise noch längere Zeit spürbare Auswirkungen auf unser gesamtes Leben, unsere Gesellschaft und dadurch auch auf Teile der Wirtschaft haben wird. Wie werden zum Beispiel in naher Zukunft größere Veranstaltungen möglich sein? Möchten sich die Menschen wieder mit vielen anderen zusammen in geschlossenen Räumen aufhalten? Und was bedeutet das für Unternehmen, die von solchen Veranstaltungen leben oder diese beliefern? Wird es neue Geschäftsmodelle und -konzepte geben? Und welche Auswirkungen wird der stationäre Einzelhandel und damit auch unsere Innenstädte zu spüren bekommen? Solche Entwicklungen werden sicherlich auch Auswirkungen auf den Mentoren-Service haben. Ich gehe davon aus, dass der Begleitungsbedarf von Gründern und Unternehmern in Zukunft sogar steigen und damit auch die Arbeit der Mentoren zunehmen wird.
Zum Schluss: Gibt es Fälle, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Weil wir Mentoren zu Beginn immer viel Wert auf das Kennenlernen legen, habe ich tatsächlich an keinen einzigen Fall negative Erinnerungen. Sicherlich ist es kein gutes Gefühl, wenn wir Unternehmen begleiten, ihnen am Ende des Prozesses aber nicht mehr helfen können und an der Insolvenz kein Weg vorbeiführt. In diesen Momenten ist unsere Arbeit als Mentoren beendet. Bei manch‘ einem Fall hätte ich mir gewünscht, dass sich der- oder diejenige früher an uns gewendet hätte, dann hätten wir noch helfen können. Es erreichen uns dafür aber auch viele positive Rückmeldungen von denjenigen, die wir bei ihrer Gründung begleitet, denen wir aus ihrer finanziellen Schieflage helfen oder die wir im Nachfolge-Prozess unterstützen konnten. Wenn ich noch einmal die Gelegenheit bekommen würde, im Mentoren-Service mitzuarbeiten, würde ich mich immer wieder dafür entscheiden.
Das Interview führte Silke Wrona, 2021